Shows

„Die Rudi Carrell Show“, „Am laufenden Band“, „Herzblatt“, „Rudis Tagesshow“ erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit, was die vielen Wiederholungen eindrucksvoll belegen, auch wenn die aktuellen Anlässe von damals nicht mehr gegeben sind. Dies zeigt, dass seine Ideen, Gags und Einfälle zeitlosen Charakter haben.

Rudis letzter großer Auftritt

Zu einem der berührendsten Fernsehauftritte des deutschen Fernsehens wird Rudi Carrells letzter TV Auftritt am 02. Februar 2006. Für sein Lebenswerk wird der Entertainer mit dem Ehrenpreis der „Goldenen Kamera“ ausgezeichnet. Nicht nur das Publikum am Bildschirm ist tief bewegt, auch die zahlreichen prominenten Gäste im Saal. Jeder weiß, dass dies sein letzter Auftritt sein wird. Doch Rudi wäre nicht Rudi, wenn er nicht eine  humorvoll-launige Abschiedsrede halten würde. Von Krebs gezeichnet und mit brüchiger Stimme („Wie Sie hören, habe ich gewisse Probleme mit meinen Stimmbändern, doch mit dieser Stimme kann man in Deutschland immer noch Superstar werden“) beweist er, dass er immer noch einer der größten TV-Entertainer Deutschlands ist.

„Ich bin gerade von vier Wochen Urlaub auf einer unbewohnten Insel zurückgekommen. Vier Wochen ohne Fernsehen, Internet, ohne Telefon, und vier Wochen ohne deutsche Zeitungen, und es war einfach – entsetzlich!“

„Vierzig Jahre Deutschland, vierzig Jahre deutsches Fernsehen, ich hab wahnsinnig viel erlebt

… Für mich ist und bleibt Fernsehen immer etwas Wunderbares! … und es war eine Ehre, in diesem Land und vor diesem Publikum Fernsehen machen zu dürfen. Für alles herzlichen Dank! Alles Gute!“

DANKE RUDI!

7 Tage - 7 Köpfe

Eine gelungene, weiterentwickelte Variante von „Rudis Tagesshow“ wird ab 1997 „7 Tage – 7 Köpfe“ beim Privatsender RTL. Hauptperson in dieser Sendung ist diesmal nicht Rudi Carrell, sondern Jochen Busse. Rudi reiht sich in die Riege der Stammtisch-Gäste ein. Zum prominenten Stamm-Ensemble zählen außer Rudi, Mike Krüger, Kalle Pohl, Gaby Köster, Bernd Stelte und Jochen Busse. Erweitert wird die Runde jede Woche durch einen Gast-Star aus dem Bereich Kabarett oder Comedy.

Wöchentlich lästert der Stammtisch über die Schlagzeilen der vergangenen Woche. Jochen Busse ist dabei Moderator und Stichwortgeber für die Rede-Duelle der Anwesenden mit Gags, Witzen und Sketchen. Doch die Komiker ziehen nicht nur über das Tagesgeschehen her, sondern nehmen sich auch gegenseitig auf die Schippe. So wird u.a. Kalle Pohl ständig wegen seines „Zwergen-Wuchses“ aufs Korn genommen, Mike Krüger wegen seiner großen Nase oder Rudi als Holländer mit Wohnwagenklischees belegt.

Bereichert wird die Sendung zudem durch weitere Running Gags wie Mike Krügers „fürchterliche Kindheit“, Busses Bügelfalten oder Frauenwitze, für die Gaby Köster herhalten muss.

Nach sieben Jahren und 200 Sendungen scheidet Rudi Carrell als aktives Ensemble-Mitglied aus der Sendung. Als Produzent bleibt er jedoch hinter den Kulissen dem Erfolgs-Format erhalten. Doch so ganz verabschiedet Rudi sich nicht von „7 Tage – 7 Köpfe“ und tritt regelmäßig zum Ende der Sendung mit einem “Überraschung-Gag” auf.

Neun Jahre lang, Woche für Woche, begeistert Rudis Format wieder einmal ein Millionen-Publikum. Seine letzte große Show-Idee wird mit Fernseh- und Zuschauerpreisen überhäuft, u.a. mit dem „Goldenen Löwen“, „Bambi“, „Goldenen Gong“ und „Deutschen Comedypreis 2004“. Zurecht, denn auch hier hat Rudi wieder Fernseh-Geschichte geschrieben und Maßstäbe für ein neues Comedy-Niveau gesetzt.

Deutsche Erstausstrahlung: 23.02.1996 (RTL) – bis 2005

gs.

Am laufenden Band

Nach einem langjährigen Publikums-Hit wie der „Rudi Carrell Show“ ein Folge-Format zu finden, das ganz anders, aber genauso erfolgreich ist, war gar nicht so einfach. Aber Rudi wäre nicht Rudi ohne den richtigen Riecher. Als er im holländischen Fernsehen „Een van de Acht“ sieht, weiß er: Das ist es!

Am 27. April 1974 fällt der Startschuss zu „Am laufenden Band“ und die ganze Fernseh-Nation fiebert, was „der Carrell“ wohl wieder ausgebrütet hat. Das Ergebnis: eine Spielshow, die es in sich hat: spritzig, spontan, schlagfertig und kreativ. Die Kandidaten – humorvoll, einfühlsam und aufmerksam – um sich nicht in einer der acht Spielrunden im k.o.-System herauszukegeln.  Im Spiel-Duell gegeneinander: Immer ein „Familien-Paar“ – Vater-Tochter, Oma- Enkel – Hauptsache verwandt und aus zwei Generationen.

Die Kandidaten beweisen Spontanität bei den Steggreif-Spielen: sie tanzen, steppen, jonglieren, halten Hochzeitsreden oder präsentieren Modenschauen. Erkennt die Oma die Wade des Enkels oder der Vater den Händedruck der Tochter? Die „Wiedererkennungsspiele“ strapazieren immer die Lachmuskeln der Fernsehnation.

„Einfühlungsvermögen“ beweisen die Kandidaten, indem sie richtige Reaktionen des Spielpartners voraussagen. Wirft der Vater der Lotto-Fee eine Torte ins Gesicht? Welchen Hut wählt Oma für ein Rendesvouz aus? Wer’s richtig voraus sagt, schafft es in die Abschluss-Spielrunde. Hier müssen die letzten vier Kandidaten ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen und – anhand von Regie-Anweisungen eines prominenten Gastes – eine kleine Szene spielen. Das Studio-Publikum entscheidet per Applaus, welche zwei Kandidaten in die Endrunde kommen. Der Start ins große Finale!

Sieger der Show wird, wer die aktuelle „Tagesschau“ am genauesten verfolgt hat: Trug der Außenminister heute eine grüne oder gelbe Krawatte? Wer die meisten Antworten weiß, hat gewonnen. Der Clou: Der Name der Sendung ist Programm, denn die Preisvergabe ist so originell, dass sie der ganzen Show ihren Namen gibt: Der Gewinner/die Gewinnerin sitzt vor einem Laufband, auf dem eine Minute lang 40 Gegenstände „am laufenden Band“ vorbeiziehen.

Alle Preise, an die sich der Gewinner danach innerhalb von 30 Sekunden erinnern kann, darf sie oder er mit nach Hause nehmen. Dabei kann es sich bei einem Globus um eine Reise oder „nur“ um das Dekostück fürs Wohnzimmer handeln – je nachdem.

Gleich nach der ersten Sendung ist klar: Die neue Erfolgsshow ist geboren – Carrell hat sich wieder einmal selbst übertroffen.

Von 27.04.1974 – 1979

Die Rudi Carrell Show

Riesige Showtreppe, opulente Orchester, Balletteinlagen, steife Begrüßungsrede und Stars en masse –  in den 60gern der Klassiker der Großen Samstag-Abend-Show. „Fade, langweilig“, fand Rudi, dem bereits ein Ruf für seine Lockerheit vorauseilte. Ab 1965 stellte er mit der Rudi Carrell Show den Samstagabend des deutschen Fernsehzuschauers kurzerhand auf den Kopf.

Seine Kulissen: alltägliche Orte wie Marktplatz, Kaufhaus, Campingplatz, Bahnhof oder Spielzeugfabrik. Uns seine „Stars“? Sekretärinnen, Verkäufer, Schornsteinfeger, Bauarbeiter – Menschen wie du und ich. Statt gestelzter Begrüßungsrede eröffnet Carrell seine Shows mit einem Lied. Dann folgt ein Feuerwerk an Gags und Songs, immer rund um ein Thema. Stars wie Heinz Erhardt oder Grethe Weiser werden in die Handlung eingebunden wie „ganz normale Menschen“. Kult nach wie vor: Das Sonnen-Regen-Duett von Rudi und Heinz Erhardt, bei dem Erhardt den Regen allein abbekommt und sich beschwert: „Ich hab Humor, sogar trockenen Humor, aber nicht in ner nassen Hose!“ 

Der Zuschauer kann sich immer auf 60 Minuten kurzweilige Unterhaltung freuen – ob Carrell im Kaufhaus den Verkäufer beim Pyjama-Kauf zur Verzweiflung treibt, die Spielzeug- oder Schuhabteilung auf den Kopf stellt oder Ladendiebe als Running Gag ihr Unwesen treiben –-  mit Einschaltquoten von über 80% ist der Showmaster ein absoluter Publikumsrenner. Auch, weil er sich selbst gern auf den Arm nimmt.

Und Perfektionist Carrell überlässt nichts dem Zufall: Er ist Ideenentwickler, Texter, Regisseur, Showman und Sänger – alles in einer Person – deshalb sind seine Shows auch alle aus einem Guss. Was keiner sieht: Dahinter steckt harte, konzentrierte Arbeit. Das größte Kompliment ist es, wenn ihn Zuschauer fragen, wie ihm spontan so viele lustige Dinge einfallen. …“wenn alle Witze und Gags während der Sendung so einfach aus dem Ärmel kullern würden – schön wär’s!“

Deutsche Erstausstrahlung: 25.10.1965 (ARD) bis 1972

Die verflixte Sieben

Zum geflügelten Wort wird Rudis Ausspruch „Das wäre Ihr Preis gewesen!“ Dies hätte auch der Titel der Spielshow sein können, die von 1984 bis 1987 als „Die Verflixte Sieben“ an den Erfolg vom „laufenden Band“ anknüpft.

In jeder Sendung treten zunächst drei Kandidatenehepaare in witzigen, kuriosen und vor allem immer anderen Spielen gegeneinander an. Die Aufgaben wirken zunächst simpel, haben aber immer einen Haken und am Ende eine Pointe mit Slapstick-Charakter. Da fliegt auch schon mal die Torte ins Gesicht …

Im großen Finale ist dann nur noch ein Ehepaar übrig, das sich durch sieben Runden spielt. Das Paar muss rätseln und herausfinden, was die Symbole bedeuten könnten, denn nur was am Ende übrig bleibt, darf es behalten. Immer wenn die Kandidaten ein bestimmtes Symbol aussortiert haben, führt Carrell dessen Bedeutung vor und zeigte den Kandidaten, was sie nicht gewonnen haben: „Das wäre Ihr Preis gewesen!“

Bis zur letzten Sekunde bleibt es spannend, da man nicht weiß, was hinter dem letzten Symbol steckt – eine Weltreise, das Auto oder doch die Wagenladung  mit Zehntausenden Kaugummis? Da heißt es dann: „Das IST Ihr Preis!“

Herzblatt

Wo die Liebe hinfällt … will Rudi in seiner Flirt-Show „Herzblatt“ wissen. Wenn drei unterschiedliche Flirt-Kandidaten zur Wahl stehen, wer erobert dann das Herz des begehrten Singles hinter der Schattenwand? Durch witzig-pointierte Antworten versuchen sich die Kandidaten bei ihrem Ziel-Objekt zu profilieren. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht, da sie durch eine blickdichte Wand getrennt sind.

Am Ende der Fragerunde fasst die weibliche Stimme „aus dem Off“ die Antworten der drei Kandidaten auf amüsante Weise zusammen. Nun muss sich der Single für ihr/sein „Herzblatt“ entscheiden. Höhepunkt der Sendung: Die Wand öffnet sich und das Paar, das sich gefunden hat, sieht sich zum ersten Mal. Nicht immer stößt diese erste Begegnung auf große Gegenliebe – sehr zum Amüsement der Zuschauer ….

Zum Konzept der Sendung gehört, dass das „Paar“ einen Tag miteinander verbringen muss, um festzustellen, ob es sich wirklich um das Herzblatt oder einen Fehlgriff handelt. Nach dieser intensiven Begegnung werden beide Partner unabhängig voneinander befragt, ob es zwischen ihnen gefunkt hat oder nicht. In der folgenden Sendung erfahren die Zuschauer dann das Resultat.

Aus Rudis simpler Idee wurde ein zwanzigjähriger „Dauerbrenner“: Seit Carrell „Herzblatt“ als erster Moderator im deutschen TV-Programm etablierte und von 1987 bis 1993 insgesamt 128 Mal präsentierte, folgten ihm Rainhard Fendrich, Hera Lind, Christian Clerici, Pierre Geisensetter, Jörg Pilawa und Alexander Mazza – der Anfang eines wahren Booms an „Flirt- und Dating Shows“ wie „Nur die Liebe zählt!“ Und wieder einmal beweist sich, dass Rudi den „richtigen Riecher“ hatte …

Deutsche Erstausstrahlung: 09.10.1987 (Das Erste) – 1993

gs.

Lass dich überraschen

Die Papiertaschentuch-Industrie freut sich ab 5. März 1988 über Rudis neuen emotionalen Coup: Mit der Wunsch-Erfüllungs-Show „Lass dich überraschen“ rührt er Millionen Zuschauer zu Tränen.

Die Idee zu der Sendung ist so einfach wie genial: Rudi überrascht Menschen! Ob es die Erfüllung eines lang gehegten Traums ist, oder das Wiedersehen mit einem geliebten Menschen nach langen Jahren – Rudi macht’s möglich! Oft sitzen die Ahnungslosen im Studiopublikum oder werden per „Rudigramm“ zu Hause überrascht. Das „Rudigramm“ ist ein Lied, das der Entertainer Carrell für den Menschen eigens komponiert hat und diesem damit „Dankeschön für gute Taten“ sagt.

Für seine Sendungen bekommt Rudi Millionen Zuschriften mit Wünschen – vom „Reiten lernen mit Terence Hill“ bis zur Telefonbuch-Sammlung aus ganz Deutschland. Und immer wieder macht Rudi selbst das Unmögliche möglich.      

Und wer glaubt, dass der „Superstar“ eine neue Idee des Fernsehens ist, der irrt, denn schon 1988 lässt Rudi talentierte Unbekannte bekannte Songs ihrer Lieblingsstars live interpretieren. Das Publikum entscheidet über den Sieg. So manchem verhilft der Auftritt zu einer späteren Karriere, wie zum Beispiel Mark Keller. 

Selbst wer die Sendung nicht gesehen hat, kennt den Titel „Lass dich überraschen“, der auch heute noch populär ist.

Deutsche Erstausstrahlung: 05.03.1988 (Das Erste) – 1992

Rudis Tagesshow

„Die große Samstag-Abend-Show ist tot! Es lebe das neue Format“! Nach „Am Laufenden Band“ geht Rudi ganz neue Wege und wieder schreibt er Bildschirm-Geschichte. Bei der BBC sieht er die Nachrichten-Parodie „Not the Nine O’Clock News“, in der Politiker und Prominente auf die Schippe genommen werden. Rudi weiß, das englische Format ist für Deutschland zu zynisch, anarchisch und böse. „Karikaturen in der Zeitung sind immer lustig und fast nie bösartig – so will ich meine Show machen!“

Ab Herbst 1981 flimmert die temporeiche und flotte Persiflage auf die Tagesschau über die Bildschirme. Nachrichtensprecher Rudi Carrell unterhält sein Publikum mit einem Augenzwinkern. Er mixt reale Begebenheiten mit Bildmontagen und schafft dadurch witzige Pointen. Originell auch seine Idee, sich in aktuelle und historische Begebenheiten hineinzuschneiden: Ronald Reagan winkt – und Rudi winkt zurück!

Einen Skandal mit internationalem Ausmaß und Morddrohungen handelte Carrell sich ein, als er in der Sendung vom 15. Februar 1987 Ajatollah Chomeini im Gegenschnitt mit Damenunterwäsche bewerfen lässt. Der 14-sekündige Spot führt zu einer schweren diplomatischen Krise. Deutsche Diplomaten werden aus dem Iran ausgewiesen und das dortige Goethe-Institut geschlossen. Rudi Carrell entschuldigt sich daraufhin öffentlich.

Deutsche Erstausstrahlung: 12.10.1981 (ARD)